"ALFA"
#Artificial Intelligence for Smart Diagnosis in Building Automation
Im Projekt ALFA werden Synergien zwischen modellbasierten und datengetriebenen Diagnoseverfahren für Gebäudeautomationssysteme erforscht. Dabei ist es ein Ziel, das sogenannte 'Kaltstartproblem' ( Mangel an historischen Messdaten für neu in Betrieb genommene Gebäude) zu entschärfen.
Das Projekt wird im Rahmen des BRIDGE Kooperationsprogramms der FFG umgesetzt. Das Programm ist an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Grundlagenforschung an Instituten und experimenteller Entwicklung in den Unternehmen.
Key Facts
​
Programm: FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft)
KS 24/26, "Bridge Ausschreibung 2024/01"
Dauer: 01.11.2024 - 31.10.2027 (36 Monate)
​Projektstakeholder und Rollen: ​
-
Technische Universität Graz- Koordination, Entwicklung der KI
-
DiLT Analytics FlexCo - Entwicklung der KI
LOI Partner:innen
-
Bundesimmobiliengesellschaft BIG - Daten & User:in-Perspektive
-
EAM Systems GmbH - Daten & User:in-Perspektive
-
Bauer Wärmepumpensysteme GmbH - Daten & User:in-Perspektive
-
Radel-Hahn Klimatechnik GmbH - Daten & User:in-Perspektive
​​​​​​​
Updates zum Projekt gibt es auf unseren LinkedIn-Kanälen!
Über das Projekt
Die Herausforderung
​
Auf den Gebäudesektor entfällt ein erheblicher Teil des Energieverbrauchs in der EU und in Österreich, der auf 40 % bzw. 25 % geschätzt wird. Studien haben gezeigt, dass bis zu 50 % der Wärmepumpen aufgrund mangelnder Wartungsmaßnahmen nur mit einer Effizienz von 70-80 % arbeiten.
Durch frühzeitiges Erkennen, Diagnostizieren und Reparieren von Fehlern in Wärmepumpen kann der Energieverlust um etwa 40 % reduziert werden. Die Nutzung intelligenter Energiedienstleistungen, wie z. B. der Diagnose, kann die Energieeffizienz verbessern und die CO2-Emissionen verringern. Außerdem sind Diagnose und Reparatur wichtige Bestandteile der Wartung, die die Lebensdauer von Produkten erheblich verlängern. Bei der KI-Diagnose gibt es im Allgemeinen zwei Wege: wissensbasierte, z. B. modellbasierte Diagnose (MBD), und datengetriebene (Machine Learning (ML)) Verfahren. Während jede der beiden Forschungsrichtungen bereits in industriellen Anwendungen eingesetzt wird, ist es von entscheidender Bedeutung, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der diese Methoden kombiniert, um die Stärken beider Methoden zu nutzen und eine robustere und umfassendere Lösung anzubieten.
​​​
Der Projektinhalt
Im Projekt ALFA wollen wir Synergien zwischen modellbasierten (MBD) und datengetriebenen Diagnoseverfahren für Gebäudeautomationssysteme erforschen. Auf der Grundlage einer Reihe von Benchmarks aus der Praxis werden wir zunächst einen separaten MBD- und ML-Ansatz für den Anwendungsbereich entwickeln. Zweitens werden wir uns darauf konzentrieren, wie die einzigartigen Stärken und Fähigkeiten der Methoden integriert werden können. Für ein neu in Betrieb genommenes Gebäude gibt es einen Mangel historischen Messdaten, der als Kaltstartproblem bekannt ist. Um dieses Problem zu entschärfen, werden wir Simulationen auf der Grundlage des MBD-Modells nutzen, um einen synthetischen Diagnosedatensatz für das Training des ML-Modells zu erzeugen. Darüber hinaus betrachten wir die Interpretierbarkeit von ML-Diagnosen durch Explainable AI (XAI), um die Transparenz in Entscheidungsprozessen zu fördern. Schließlich werden wir weitere Synergie-Möglichkeiten (z.B. das Einbinden von Wahrscheinlichkeiten in MBD basierend auf Daten aus dem ML-Diagnoseverfahren) erforschen um neue Maßstäbe für die Genauigkeit und Effizienz der Diagnose in der Gebäudeautomatisierung zu setzen.
Die Innovation
​​
​Trotz der umfangreichen Forschungsarbeiten zur Fehlerdiagnose mit MBD und ML gibt es bei beiden Ansätzen noch viele offene Forschungsfragen, die für den Einsatz in HLK-Systemen großer gewerblicher Gebäude gelöst werden müssen. Während ML-Methoden auf bestimmte Aspekte der wissensbasierten Diagnose angewandt wurden, gibt es derzeit keinen Rahmen, der diese beiden Diagnosewege effektiv kombiniert. Daher konzentrieren wir uns in ALFA auf die Kombination von modellbasierter und ML-Diagnose, um die Schwächen der Ansätze im Kontext von HLK-Systemen auszugleichen.
​​
Die Projektziele im Überblick
​
Übergeordnetes Ziel: Erstellung eines ML-Modells mit realen Daten von Wärmepumpen
​
​Zielbereiche
​
-
#1 - Ziel “Identifizierung von Anwendungsfällen in Wärmepumpensystemen und Lüftungsanlagen”
Identifizierung der wichtigsten Anwendungsfälle in großen Lüftungsanlagen und Wärmepumpensystemen (thermische Leistung > 70 kW), die den Bedarf der Industrie im Gebäudebereich hinsichtlich der Fehlerdiagnose widerspiegeln.
-
#2 - Ziel “Modell basierte und ML Diagnose”
Bestimmung und Implementierung eines geeigneten (1) Diagnose- und Modellierungsansatzes für die modellbasierte Variante und (2) ML-Fehlerdiagnose in der Gebäudedomäne. Dies beinhaltet bei MBD die Auswahl einer geeigneten Modellierungsmethodik und einer diagnostischen Schlussfolgerungsstrategie für den Anwendungsbereich. Im Zusammenhang mit ML muss auf der Grundlage der verfügbaren Daten ein akzeptabler Ansatz einschließlich der erforderlichen Vorverarbeitungsschritte gewählt werden.
-
#3 - Ziel “Modellverbesserung”
a) Modellbasierte Simulation für das ML-Kaltstartproblem: Wiederverwendung oder Entwicklung eines (oder mehrerer) wissensbasierter Diagnosemodelle in der Gebäudeautomatisierung, die für die Simulation verwendet werden können.
b) Interpretierbarkeit der ML-Ergebnisse: Entwicklung und Anwendung einer Methodik von modellagnostischen und/oder modellabhängigen XAI-Methoden, um die Entscheidungsprozesse von Maschinenmodellen in der Gebäudedomäne transparent zu machen.
c) Weitere Modellverbesserung: Während wir uns in ALFA auf das Kaltstartproblem und die Interpretierbarkeit von ML-Ergebnissen konzentrieren, wollen wir darüber hinaus die Kombination der Methoden, d.h. modellbasiert und ML, zur Verbesserung der Diagnosemodelle erforschen. Weitere Synergien zwischen diesen Ansätzen können z. B. die Einführung von Fehlerwahrscheinlichkeiten in das MBD-Modell auf der Grundlage von ML-Lerndaten oder der Einsatz von hybriden Ansätze, die ML integrieren, um die Identifizierung und Klassifizierung unbekannter Fehler zu unterstützen.
​
Nachhaltigkeitsaspekte des Projektes
Das Raumklima hat einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden von Mensch und Tier. Die frühzeitige Erkennung und Behebung von Mängeln in der Gebäudetechnik und eine prädiktive Instandhaltung erhöhen den Komfort in Gebäuden.
Das erworbene Know-how kann in der Lehre an der TU Graz eingesetzt werden, und Studierende können als ProjektmitarbeiterInnen, z.B. in Masterarbeiten oder Dissertationen - oder FEMtech-Praktika - eingebunden werden.
Intelligente Software für Gebäude-techniker:innen die Betriebsführung vereinfachen und die Arbeitslast reduzieren. Durch das akademische Spin-off DiLT werden neue (internationale) Märkte erschlossen und Arbeitsplätze geschaffen.
Im Rahmen des Projekts werden Echtzeit-FDD-Services (Fault Detection and Diagnostics) entwickelt, die anschließend auf Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen (Windkraft, Photovoltaik usw.) angewendet werden könnten.
Das Projekt strebt die Technologieführerschaft im Bereich FDD (Fault Detection and Diagnostics) im Gebäudesektor an und trägt durch die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zur Modernisierung der Infrastruktur bei.
Der Einsatz von FDD kann den Energieverbrauch von Gebäuden um bis zu 30 % senken und die Ausfallsicherheit des Systems erhöhen. Mit den Projektergebnissen streben wir eine hohe Skalierbarkeit und eine schnelle Einführung in einem gesamten Gebäudeportfolio an.